„Fraunhofer bringt Innovationspush“
Berlin: (hib/ROL) „Wir brauchen insgesamt mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit.“ Das sagte Professor Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und amtierender Vorsitzender der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, für die die Fraunhofer-Gesellschaft für das Jahr 2018 die Federführung übernommen hat, vor dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am Mittwochvormittag in Berlin. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist ein Zusammenschluss der bedeutendsten Wissenschafts- und Forschungsorganisationen in Deutschland. Sie nimmt regelmäßig zu Fragen der Wissenschaftspolitik, Forschungsförderung und strukturellen Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems Stellung. Mitglieder der Allianz sind die Alexander von Humboldt-Stiftung, die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und der Wissenschaftsrat.
Als aktuelle Schwerpunkthemen der Allianz nannte Neugebauer den digitalen Wandel, die Schaffung familiengerechter Strukturen für Wissenschaftler, das Urheberrecht und die Freiheit von Wissenschaftlern; ein Thema, das gerade auch im Hinblick auf die Entwicklungen in der Türkei auf die Agenda gehoben worden sei.
Ferner hob Neugebauer den Pakt für Forschung und Innovation hervor, der zuletzt im Dezember 2014 für die Jahre 2016 bis 2020 fortgeschrieben worden ist. Er plädierte für den Einbau einer Leistungsorientierung beim Pakt. Es stimme zwar, dass Forschung frei sein müsse, und auch ein negatives Ergebnis ein Ergebnis sei. Doch wenn ein Forschungsvorhaben überwiegend nur negative Ergebnisse erzielen würde, müsste man schon fragen, ob das Geld sinnvoll eingesetzt sei.
Neugebauer lobte in diesem Zusammenhang auch die Fraunhofer-Gesellschaft, die einen großen „Innovationspush“ für die deutsche Gesellschaft schaffen würde. Neugebauer, der seit 2012 Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft ist, unterstrich, ohne die Fraunhofer-Gesellschaft gebe es keine Industrie 4.0, ohne sie gebe es keine Autoreifen aus heimischem Kautschuk auf der Basis von Löwenzahn. Aus einer Milliarde Euro an öffentlichen Mitteln würden durch die Entwicklung von Produkten und Prozessen 20 Milliarden entstehen, rechnete Neugebauer vor. Pro Tag melde die Fraunhofer-Gesellschaft, die größte Forschungsorganisation für anwendungsorientierte Forschung in Europa, im Schnitt drei Patente an. Derzeit verfüge sie über ein jährliches Budget von 2,3 Milliarden Euro. Davon fielen knapp 2 Milliarden Euro auf den Leistungsbereich Vertragsforschung. Rund 70 Prozent dieses Leistungsbereichs erwirtschafte die Fraunhofer-Gesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Internationale Kooperationen mit Forschungspartnern und innovativen Unternehmen weltweit sorgten für einen direkten Zugang zu den wichtigsten gegenwärtigen und zukünftigen Wissenschafts- und Wirtschaftsräumen. „Das Budget verzeichnet ein stetiges Wachstum. Das zeigt, dass es uns bisher immer wieder gelungen ist, Dinge an große und kleine Partner in der Wirtschaft heranzutragen und in Projekte zu vermitteln, die unser Budget sichern“, sagte Neugebauer.
Gegründet wurde das Forschungsunternehmen 1949. Am Anfang stand ein Büro mit nur drei Mitarbeitern. Heute sei Fraunhofer in Größe und Wirkung ein wichtiger Teil des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts Deutschlands und beschäftige 25.300 Mitarbeiter an 100 Standorten und 72 Instituten. Die Forschungsfelder richteten sich nach den Bedürfnissen der Menschen: Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt. Die Arbeit der Forscher und Entwickler habe großen Einfluss auf das zukünftige Leben der Menschen. Neugebauer hob hervor, dass das Wissenschaftssystem der Bundesrepublik insgesamt so erfolgreich sei, dass sich regelmäßig verschiedene Regierungen dieser Welt darüber informieren würden. Gleichwohl gebe es auch Potenziale, die weiter entwickelt werden müssten. Dazu gehöre der Transfer von Wissen, von originellen Ideen, zur Anwendung. Neugebauer forderte eine bessere Infrastruktur für den Wissenschaftstransfer von der Erkenntnis über die innovative Idee bis hin zum Produkt oder zum Prozess.
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