Sicherheit Topthema auch im Tourismus
Berlin: (hib/wid) Die Prioritäten in der Fremdenverkehrswirtschaft haben sich nach Feststellung der Bundesregierung im Laufe der vergangenen vier Jahre deutlich verändert. Hätten zu Anfang noch Fachthemen im Vordergrund gestanden, Fragen des technischen Wandels, der Digitalisierung, auch der Nachwuchsgewinnung, so sei es seit 2015 in immer stärkerem Maße die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus, die der Branche auch in Europa und Deutschland zu schaffen mache, heißt es im aktuellen „Tourismuspolitischen Bericht“ (18/12505) für die ablaufende Legislaturperiode: „Das Thema Sicherheit erlangt zunehmende Bedeutung. Zugleich sind die Herausforderungen der Flüchtlingssituation allgegenwärtig.“
Außerordentlich optimistisch sehen die Verfasser des Berichtes gleichwohl die wirtschaftliche Lage der Branche, die eine seit den frühen neunziger Jahren anhaltende Erfolgssträhne erlebe. Für die rund 50.800 Beherbergungsbetriebe in Deutschland sei 2016 erneut ein Rekordjahr gewesen mit rund elf Millionen Übernachtungen mehr als 2015, was einer Zuwachsrate um 2,5 Prozent entsprach. Der Inlandstourismus, dessen Anteil von 82 Prozent an der Gesamtzahl der Übernachtungen im Vergleich zu 2012 fast stabil geblieben ist, verzeichnete damit zum elften Mal, das Geschäft mit ausländischen Besuchern immerhin zum siebten Mal in Folge ein Nachfrageplus.
Entsprechend hoch zu veranschlagen sei die ökonomische Bedeutung der Fremdenverkehrsbranche, die mit 2,9 Millionen Beschäftigten eine direkte Bruttowertschöpfung von nahezu 100 Milliarden Euro und damit 4,4 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung generiere. Noch beeindruckender seien die Zahlen, wenn man die „indirekten Effekte“, also den Anteil inländischer Vorleistungsanbieter und das durch zusätzliche Einkommen bewirkte Wachstum, den sogenannten „induzierten Effekt“, in die Rechnung einbeziehe. Dann belaufe sich die tourismusgetriebene Bruttowertschöpfung auf 214,1 Milliarden Euro oder 9,7 Prozent der Wirtschaftsleistung, und die Zahl der fremdenverkehrsabhängigen Arbeitsplätze auf 4,9 Millionen, zwölf Prozent der gesamten Beschäftigung.
Im Reiseverhalten deutscher Touristen wie ausländischer Besucher hat sich im Berichtszeitraum der Trend zum Kurzurlaub und zur Städtereise fortgesetzt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hat sich seit 2012 von 2,8 Tagen auf 2,7 Tage verringert; sie betrug 1993 noch 3,8 Tage. Zugleich profitierten Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern weit überdurchschnittlich vom Tourismusboom. Seit 2012 nahm hier die Zahl der Inländerübernachtungen um 14,8 Prozent zu gegenüber 8,5 Prozent Zuwachs im Bundesdurchschnitt und einem Plus von nur 5,9 Prozent in Gemeinden mit 10.000 bis 100.000 Einwohnern. Auch bei ausländischen Gästen sind Großstädte außergewöhnlich beliebt; im vergangenen Jahr zogen sie 56 Prozent der Besucher an.
Die Einnahmen aus den Aufenthalten ausländischer Besucher in Deutschland sind seit 2010 um 29 Prozent von 26,2 auf 33,7 Milliarden Euro gestiegen. Hauptherkunftsland waren im Berichtszeitraum mit weiterhin leicht steigender Tendenz die Niederlande, gefolgt von der Schweiz. Zweistellige Zuwachsraten verzeichneten zwischen 2013 und 2015 aber auch Übernachtungen von Besuchern aus den arabischen Golfstaaten, China und Polen.
Das Deutschland-Interesse ausländischer Gäste ist aber regional ungleich verteilt. So waren in Mecklenburg-Vorpommern 2016 deutsche Urlauber mit einem Anteil von 96,6 Prozent fast unter sich, in Berlin indes nur mit 54 Prozent vertreten.
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