Athletenvertreter fordern neue Strukturen
Berlin: (hib/HAU) Die Athletenkommission als Vertretung der deutschen Spitzensportler braucht professionelle Strukturen. Das machten Max Hartung, Vorsitzender der Athletenkommission im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seine Stellvertreterin Silke Kassner am Mittwoch vor dem Sportausschuss deutlich. Wolle man Service- und Dienstleistungsstation für die Spitzensportler sein, brauche es hauptamtliche Unterstützung für die ehrenamtlich in der Kommission tätigen Sportler, machten der Säbelfechter und die Kanutin deutlich.
„Wir müssen professioneller werden, wenn wir den Sportlern wirklich helfen wollen“, sagte Hartung, der erst vor wenigen Wochen den Vorsitz der Athletenkommission von dem wegen Überlastung zurückgetretenen ehemaligen Ruder-Weltmeister Christian Schreiber übernommen hat. Silke Kassner ergänzte, die Athletenkommission stehe vor großen Herausforderungen, denen sie in der Vergangenheit oft nicht habe gerecht werden können. So sei etwa die rechtliche Beratung für Athleten in den verschiedensten Bereichen nicht möglich, weil dafür die Ressourcen fehlten. Auch habe sich die Athletenkommission nicht in dem Maße in die Entwicklung des Konzeptes zur Leistungssportförderung einbringen können, wie es nötig gewesen wäre.
Sportler wollten sich einbringen und einmischen, sagte Hartung. Sie wüssten nur oft nicht, auf welchem Weg. Er selber führe den Austausch mit den Athleten basierend auf seinem persönlichen Netzwerk, da es derzeit keine ordentliche Organisation der Athleten in Deutschland gebe.
Hartung und Kassner forderten „hauptamtliche Unterstützung, die nicht beim DOSB angesiedelt ist“. Unterstützung für diese Forderung erfuhren sie durch Claudia Bokel, ehemalige Aktivensprecherin bei DOSB und IOC. Die Athletenkommission benötige vertrauensvolle Unterstützung durch ein Hauptamt, sagte die derzeitige Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes. Benötigt werde auch ein eigenes Budget, damit über Gelder für die nötigen Aktivitäten nicht immer auf den Schreibtischen der DOSB-Führung entschieden werden muss, sagte Bokel.
Hartung führte ein anderes Beispiel an. Wenn er von einem hauptamtlichen Referenten ein Papier ausarbeiten lassen wolle, dass eventuell nicht mit den Sichtweisen des DOSB übereinstimmt, bringe er damit den vom DOSB bezahlten Referenten in einen Konflikt, sagte er. Kassner betonte, es mache Sinn, den Athletenvertretern ein eigenes Budget und eigene Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, damit sie Dinge im Interesse der Sportler voranbringen könnten.
Mit dem DOSB wolle die Athletenkommission dennoch eng verzahnt bleiben, betonten beide. Man habe schließlich Sitz und Stimme im Präsidium des DOSB, sagte Kassner. Gleichwohl habe sie oft das Gefühl, dies sei eine Alibifunktion. Hartung betonte auf Nachfrage, es gehe nicht darum, dem DOSB eins auszuwischen. Er könne sich die Arbeit einer starken Athletenkommission auch unter dem Dach des DOSB vorstellen. Bislang sei man aber auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. Seine ersten Gespräche mit den Verantwortlichen hätten gezeigt, dass der DOSB sehr klare Vorstellungen davon hat, was die Kontrolle über die Arbeit der Kommission und das Anstellungsverhältnis hauptamtlicher Mitarbeiter angeht.
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