Bob-Debakel von Sotschi aufgearbeitet
Berlin: (hib/HAU) Aus Sicht der zuständigen Sportverbände und des für die Geräteentwicklung verantwortlichen Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) ist das sportliche Debakel im Bobbereich bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi aufgearbeitet. Während der Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch wurde darauf verwiesen, dass es sowohl bei der Athletik und der mentalen Stärke der Sportler als auch der Technik und der Kommunikation Defizite gegeben hätte, die zu den für alle Seiten enttäuschenden Ergebnissen geführt hätten.
Der Bob- und Schlittenverband Deutschland (BSD) habe seine Hausaufgaben gemacht, sagte BSD-Präsident Andreas Trautvetter. Das Kommunikationsproblem habe man „ausreichend analysiert“. Die Ergebnisse seien auch in den vom Verband unlängst beschlossenen Ethik-Code, mit dem man Vorreiter unter den Sportspitzenverbänden sei, eingeflossen. Geklärt sei auch die Frage des Materialverkaufes. Vor den Olympischen Spielen hatte der nicht für Sotschi qualifizierte deutsche Bobpilot Manuel Machata seine - nach eigener Aussage privat erworbenen - Kufen an den späteren Doppel-Olympiasieger Alexander Subkow (Russland) weitergegeben. Künftig, so BSD-Präsident Trautvetter, sei der Verkauf von FES-Materialien verboten, wie zuvor auch schon. Privat erworbene, „und auf mit Steuergeldern finanzierten deutschen Bobbahnen“ getestete und weiterentwickelte Kufen dürften nur mit Genehmigung des Bundestrainers weitergegeben werden.
Als Beitrag zur Lösung des Kommunikationsproblems benannte Jörg Bügner, beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) Ressortleiter Wintersport, die neu geschaffene AG Technik, in der es einen engen Austausch zwischen Athleten, Trainern und Entwicklern gebe. „Die Athleten sind viel stärker als früher in die Materialentwicklung eingebunden“, sagte er. Dies führe zu einem besseren Controlling untereinander.
Seitens des FES sei „in Einzelgesprächen“ - auch mit Trainern und Athleten - Ursachenforschung betrieben worden, sagte FES-Direktor Harald Schaale. Zugleich habe man neue Arbeitsgruppen gebildet. Gleichwohl wolle das FES grundsätzlich an der Arbeitsweise der letzten zehn Jahre festhalten, sagte Schaale. Der Institutsleiter räumte ein, dass es zumindest beim Zweierbob Probleme im technischen Bereich gegeben habe. Schwache Startzeiten hätten jedoch auch auf Probleme im athletischen Bereich hingewiesen. Dazu sei dann noch ein „Kopfproblem“ gekommen. Sein Institut, so Schaale weiter, habe nach dem Spielen sämtliche Bobs „auseinandergenommen, wieder zusammengesetzt und auf die Bahn gebracht“. Aktuelles Ergebnis dessen sei, dass der deutsche Bobpilot Francesco Friedrich das heutige Zweierbob-Weltcuprennen in Igls mit deutlichem Vorsprung vor den Olympiasiegern von Sotchi gewonnen habe. Erreicht habe er dies mit dem Gefährt, mit dem er in Sotschi medaillenlos geblieben war, fügte Schaale hinzu.
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