Satellitentechnik in Entwicklungsländern
Berlin: (hib/AHE) Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) sieht ein deutliches Potenzial der Fernerkundung durch Satellitentechnik für die Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika. Wie es in einem Bericht für den Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung heißt (18/581), sei Afrika der Kontinent mit der geringsten Verfügungsgewalt über zivile Fernerkundungssysteme. Angesicht „ökologischer und sozialer Probleme (Desertifikation, Erosion, Stadtentwicklung)“ und angesichts der Herausforderungen des Klimawandels sehen die Gutachter aber gerade in dieser Weltregion einen hohen Bedarf an der Nutzung der Satellitentechnik. In Entwicklungsländern seien Quantität und Qualität konventioneller Datenbestände meist gering, sodass Satellitendaten praktisch die relevanteste Basis bilden würden, um den Zustand der Umwelt und deren Veränderung zu erfassen. „Insgesamt ist die Diskrepanz zwischen dem gesamtgesellschaftlichen Bedarf, Fernerkundungsdaten zu nutzen, und der tatsächlichen Anwendung von Satellitentechnologie in keiner anderen Region der Erde so groß wie in weiten Teilen Afrikas.“
Der Bericht verweist unter anderem auf die Entscheidung der US-Regierung, die mit öffentlichen Geldern finanzierten Fernerkundungsdaten frei zugänglich zu machen, sowie die chinesisch-brasilianische Entscheidung, die Daten des bilateralen Fernerkundungssystems CBERS Anwendern in Afrika kostenlos zur Verfügung zu stellen. „Diese Maßnahmen tragen zum Abbau bestehender Barrieren bei und fördern eine selbstbestimmte Nutzung der Fernerkundung in afrikanischen Ländern, wozu unterschiedliche völkerrechtliche Vereinbarungen auffordern.“ Die europäischen Strukturen - etwa die Europäische Weltraumagentur (ESA) und die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) - sind in den Augen der Gutachter „besonders geeignet, um über Erleichterungen beim Datenzugang die Anwendungsmöglichkeiten der Fernerkundung in Afrika zu verbessern.
Auch die deutsche Politik könnte aus Sicht der Gutachter beim Datenzugang Zeichen setzen. Der Bericht rät zu einer Inventur der bereits bestehenden deutschen Aktivitäten im Bereich Anwendung der Fernerkundung in Afrika. „Sie könnte eine belastbare Basis bilden für die Entwicklung einer ressortübergreifenden nationalen Strategie“ für die Kooperation im Bereich der Satellitentechnik. „Mit einer solchen Inventur könnte ein Geoinformationssystem aufgebaut werden, das Daten zu Afrikaaktivitäten bündelt und dadurch die Planung zukünftiger Projekte wie auch die Transparenz der Entwicklungszusammenarbeit verbessern kann.“
Das Gutachten benennt für ein solches Vorhaben eine Reihe von Herausforderungen und Hindernissen: Dazu zähle unter anderem, dass der Kompetenzaufbau einen „erheblichen Know-how-Transfer“ erfordere und zwar sowohl bei der Nutzung von Satellitendaten wie beim Aufbau eigener Fernerkundungssysteme durch afrikanische Partnerländer. Zudem begrenzten wegen der Dual-Use-Eigenschaften der Satellitentechnik auch sicherheitspolitische Gründe einen solchen Transfer „und schließen ihn in fragilen Staaten nahezu aus“.
Der Bericht des TAB mit dem Titel „Fernerkundung: Anwendungspotenziale in Afrika“ steht am Freitag erstmals auf der Tagesordnung des Bundestagsplenums.
Deutscher Bundestag, Parlamentsnachrichten
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