21. April 2023 Presse

Forschungsausschuss lädt Sachverständige zur Diskussion über Auswirkungen von ChatGPT ein

Zeit: Mittwoch, 26. April 2023 , 9.30 Uhr
Ort: Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Anhörungssaal 3.101

Dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages liegt ein heute veröffentlichtes Hintergrundpapier (Ausschussdrucksache 20(18)109) des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) vor, das im Februar 2023 in Auftrag gegeben wurde. Darin werden die technologische Entwicklung von Computermodellen zur Sprachverarbeitung sowie ihre Möglichkeiten und Grenzen dargestellt. Zur Abschätzung der Chancen und Risiken, die sich aus der Anwendung von ChatGPT und vergleichbaren Systemen ergeben, werden konkrete Anwendungsszenarien in den Bereichen Wirtschaft, Gesundheit, öffentliche Kommunikation und Recht untersucht. Ein Schwerpunkt der Studie befasst sich mit den Auswirkungen im Bereich Bildung und Forschung.

Anwendungspotenziale der Systeme werden bei der teilweisen Automatisierung der Produktion von Texten, der Softwareprogrammierung sowie der Übersetzung und Vereinfachung von Texten identifiziert. Damit sind Entlastungs-, vor allem aber Rationalisierungseffekte erstmals auch in Branchen möglich, die bislang kaum von der Automatisierung durch Informations- und Kommunikationstechnologien betroffen waren. Es wird auch auf gesellschaftliche Risiken hingewiesen, etwa den Verlust der Vertrauenswürdigkeit von Informationen oder die Möglichkeit einer missbräuchlichen Nutzung, zudem können bestehende Ungleichheiten verstärkt und Diskriminierung Vorschub geleistet werden. Ziel der Studie ist es, für Politik und öffentliche Debatte relevante Fragestellungen abzuleiten, an denen sich eine an gesellschaftlichen Werten und Zielen ausgerichtete Entwicklung und Nutzung von ChatGPT und verwandten Systemen orientieren kann.

Die Anwendungspotenziale und möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Computermodelle von ChatGPT sind Gegenstand der öffentlichen Sitzung des Ausschusses am 26. April 2023, in deren Rahmen ein Fachgespräch mit Sachverständigen stattfinden wird.

Anlässlich der öffentlichen Anhörung im Ausschuss und der Veröffentlichung der Studie erklären Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung:

Kai Gehring, MdB (Vorsitzender):
„Den Einzug von KI wie ChatGPT in unseren Alltag gilt es gründlich zu reflektieren und ausgewogen zu gestalten, um die enormen Chancen zu nutzen und denkbare Risiken einzuhegen. Die pionierhafte TAB-Studie stellt umfassende Expertise für eine breite Debatte über den Umgang mit ChatGPT bereit, die im Bundestag ansteht. Dieser fundierte Überblick über vielfältige Anwendungsfelder ist ein wichtiges Fundament, damit der gesellschaftspolitische Abwägungsprozess über vernünftige Leitplanken und kluge Regulierung angemessen gelingt. KI-Systeme müssen Neutralität und Transparenz sicherstellen und mit unseren demokratischen, menschenrechtlichen und ethischen Werten in Einklang stehen. In Bildung und Forschung kann KI zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen, mehr Teilhabe ermöglichen, digitale Kompetenzen fördern und bestehende Ungleichheiten abbauen.“

Dr. Holger Becker, MdB (SPD):
„ChatGPT ist ein Beispiel dafür, dass künstliche Intelligenz eine kritische Schwelle der Technologiereife erreicht hat und wir gleichzeitig in diesem Bereich Entwicklungsschritte nicht in Jahres- oder Monats- sondern in Wochenschritten sehen. Als Gesetzgeber sind wir gefordert, die unglaublichen Chancen, die diese Technologie ermöglicht, wahrzunehmen und gleichzeitig das Missbrauchs- und Risikopotenzial dieser Technologie zu regulieren - genau dafür sind Berichte, wie der vorliegende sehr hilfreich.“

Lars Rohwer, MdB (CDU/CSU):
„Chat GPT hat mit dem Jahreswechsel 22/23 eine riesige Aufmerksamkeit erhalten. Die Technik hat ein enormes Potenzial, welches sich in die richtigen Bahnen gelenkt, zum Nutzen für sehr viele Menschen entfalten könnte. Hier müssen wir in der Politik sorgsam reagieren. Ich freue mich, dass in diesem US-betonten Markt aber auch deutsche Akteure konkurrenzfähig sind. Das dürfen wir nicht “totregulieren„. Es braucht (Schutz-)Standards, aber genauso auch Raum für Innovation.“

Laura Kraft, MdB (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
„Von der Medizin bis zu unseren Schulen: ChatGPT hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Menschen kommunizieren und interagieren, maßgeblich zu verändern und dies tut die Sprach-KI jetzt schon. Der TAB-Bericht bietet eine solide Grundlage für die Politik und Gesellschaft, die Auswirkungen dieser Innovation zu verstehen und kritisch zu diskutieren.“

Prof. Dr. Stephan Seiter, MdB (FDP):
„ChatGPT ist ein aktuelles Beispiel für die hohe Dynamik auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz und zeigt, welche Potenziale durch Technologieoffenheit entstehen können. Das TAB liefert hierbei eine fundierte Grundlage für anstehende politische Entscheidungen.“

Prof. Dr. Michael Kaufmann, MdB (AfD):
„Mit dem Hintergrundpapier zu ChatGPT hat das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag eine realistische Einschätzung dieses Chatbots gegeben und sowohl seine Grenzen als auch mögliche Anwendungen detailliert dargestellt.“

Ralph Lenkert, MdB (Die Linke):
„ChatGPT hat viel Aufmerksamkeit im öffentlichen und medialen Diskurs verursacht. Bei allem Potential, die die Technologie birgt, plädiert DIE LINKE dafür, dass alle Aspekte der generativen KI vor allem für die Bereiche Bildung, Medien und Demokratie in den Blick genommen und gleichermaßen Forschung als auch Regulierung vorangetrieben werden.“

Hinweise:
Alle Medienvertreter benötigen zum Betreten der Gebäude des Deutschen Bundestages eine gültige Akkreditierung (www.bundestag.de/akkreditierung).

Die Sitzung wird live im Internet unter www.bundestag.de und auf mobilen Endgeräten übertragen. Am Folgetag ist sie unter www.bundestag.de/mediathek abrufbar.