Überweisungen im vereinfachten Verfahren
Ohne Aussprache hat der Bundestag am Donnerstag, 1.Oktober 2020, eine Reihe von Vorlagen zur weiteren Beratung an die Ausschüsse überwiesen:
Inneres
Bundeswahlgesetz: Die AfD hat einen Gesetzentwurf zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (19/22894) vorgelegt, der federführend im Ausschuss für Inneres und Heimat beraten wird. Die AfD sieht eine verfassungskonforme und gerechte Lösung zur Verkleinerung des Deutschen Bundestages darin, die Direktmandate in unverändert bestehen bleibenden 299 Wahlkreisen in jedem Bundesland jeweils so zu vergeben, dass keine Überhangmandate mehr entstehen.
Bundestagswahl: Die AfD fordert in einem Antrag, dass Versammlungen zur Aufstellung von Kandidaten für die Bundestagswahl trotz Corona ermöglicht werden sollen (19/22925). Die Vorlage wird federführend im Ausschuss für Inneres und Heimat berate.
Behördenfehler: Die FDP-Fraktion schlägt in einem Antrag (19/22891) vor, Behördenfehler durch Software zu vermeiden. Der Antrag wird federführend im Innenausschuss überwiesen. Die FDP fordert unter anderem, alle Bundesbehörden auf die technischen Voraussetzungen für den Einsatz (teil)automatisiert arbeitender Software beziehungsweise vergleichbarer informationstechnischer Hilfsmittel zu überprüfen, um festzustellen, inwiefern eine Umstellung auf geeignete IT-Lösungen möglich und nötig ist.
Auswärtiges
Biowaffen: Die Abgeordneten der AfD-Fraktion wollen in einem Antrag (19/22820) das Verifikationsregime des Biowaffenübereinkommens vorantreiben. Demnach soll sich die Bundesregierung mit Nachdruck für die Einrichtung eines Verifikationsregimes in Form und Umfang des Chemiewaffenabkommens (CWC) oder des Vertrags über konventionelle Streitkräfte in Europa der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE-Vertrag) einsetzen. Der Antrag wird federführend im Auswärtigen Ausschuss beraten.
Geschäftsordnung
Untersuchungsausschuss: Die AfD-Fraktion fordert in einem Antrag (19/22832) die Einsetzung eines 4. Untersuchungsausschusses der 19. Wahlperiode zum Thema Sars-CoV-2-Pandemie. Der Ausschuss soll sich ein Gesamtbild der Handlungen und Unterlassungen der Bundesregierung und der ihr nachgeordneten Behörden vor und während der Sars-CoV-2-Pandemie verschaffen. Die Vorlage wird federführend im Ausschuss Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung beraten.
Bildung
Abgesetzt: Lehrkräftemangel: Von der Tagesordnung abgesetzt hat der Bundestag die Überweisung eines von der AfD-Fraktion angekündigten Antrags, die Bildungsmisere abzuwenden und den Lehrkräftemangel nachhaltig zu beenden.
Forschungsfertigung Batteriezelle: Ein Antrag der FDP-Fraktion mit dem Titel „Forschungsfertigung Batteriezelle – Bundesministerium für Bildung und Forschung muss Klarheit schaffen“ (19/22893) wird federführend im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung beraten. Nach der Kritik des Bundesrechnungshofes (BRH) an der Vergabe einer Förderung in Höhe von rund 500 Millionen Euro für die Forschungsfertigung Batteriezelle an den Standort Münster/Ibbenbüren habe der Haushaltsausschuss des Bundestages das Verfahren der Standortsuche, kritisiert schreibt die FDP. Sie fordert die Bundesregierung unter anderem auf, dem Bundestag darzulegen, welche politische Verantwortung für das kritisierte Verfahren die zuständige Ministerin Anja Karliczek (CDU) übernimmt.
Arbeit
Fleischwirtschaft: Die AfD setzt sich in einem Antrag (19/22923) für mehr Redlichkeit in der Fleischwirtschaft und faire Löhne für Leiharbeiter ein. Die Vorlage wird federführend im Ausschuss für Arbeit beraten. Der Antrag der Fraktion sieht unter anderem vor, „den Einsatz von Fremdpersonal in der Fleischwirtschaft etwa durch Werkverträge und Arbeitnehmerüberlassung auf 15 Prozent der im jeweiligen Betrieb Beschäftigten“ zu begrenzen.
Sozialpakt der Vereinten Nationen: Ein weiterer Antrag der AfD-Fraktion mit dem Titel „Keine Ratifikation des Fakultativprotokolls zum VN-Sozialpakt“ (19/22927) wird federführend im Ausschuss für Arbeit und Soziales weiterberaten. Zur Begründung schreibt die Fraktion unter anderem, eine Ratifikation des Zusatzprotokolls berge ein erhebliches Risiko für die Bundesrepublik und die Aushöhlung weiterer Souveränitätsrechte. Dies müsse verhindert werden.
Gesetzliche Rentenversicherung: Ein Antrag der AfD-Fraktion mit dem Titel „Gesetzliche Rentenversicherung stabilisieren – Klarheit zu den nicht beitragsgedeckten Leistungen“ (19/22928) wurde ebenfalls an den federführenden Ausschuss für Arbeit und Soziales überwiesen. Die Fraktion fordert unter anderem, bei sämtlichen neuen Gesetzesvorhaben, welche Auswirkungen auf die Leistungen der allgemeinen Rentenversicherung haben können, jeweils die Entstehung von neuen, nicht beitragsgedeckten Leistungen im Sinne der „erweiterten Abgrenzung“ der Deutschen Rentenversicherung Bund auszuweisen.
Teilhabe von Menschen mit Behinderung: Der Antrag der AfD-Fraktion mit dem Titel „Kein Ausschluss der Teilhabe von Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung in Krankenhäusern oder Reha-Einrichtungen“ (19/22929) wird auch im federführenden Ausschuss für Arbeit und Soziales beraten. Die Fraktion fordert darin die Bundesregierung unter anderem auf, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die soziale Assistenz für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung im Krankenhaus sowie in stationären Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen als Leistungen der Eingliederungshilfe durch eine geeignete Regelung in den Sozialgesetzbüchern V, IX, XI und XII sicherzustellen.
Haushalt
Nachtragshaushalt: Die AfD-Fraktion strebt mit einem Antrag eine abstrakte Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht gemäß Artikel 93 Absatz 1 Nummer 2 des Grundgesetzes wegen des Gesetzes über die Feststellung eines Zweiten Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2020 an. Die Fraktion hält das Zweites Nachtragshaushaltsgesetz 2020 (19/20000, 19/20001, 19/20600, 19/20601) für verfassungswidrig und fordert den Bundestag in ihrem Antrag dazu auf, diese Feststellung „in ausreichender Zahl“ mitzutragen. Die Vorlage (19/22926) wird federführend im Haushaltsausschuss beraten.
Recht
Adjudikation: Ein Antrag der FDP-Fraktion mit dem Titel „Adjudikation in Zeiten der Covid-19-Pandemie“ (19/22892) wurde zur federführenden Beratung an den Rechtsausschuss überwiesen. Bei einer Adjudikation handelt es sich laut FDP um ein außergerichtliches Streitbeilegungsinstrument, bei welchem eine schnelle Entscheidung eines unabhängigen Adjudikators eine vorläufige Konfliktlösung mit Bindungswirkung für die Parteien erzeugt und dadurch die bis dahin bestehende Rechtsunsicherheit beendet. Die Fraktion fordert von der Bundesregierung unter anderem Maßnahmen, um Adjudikationen und weitere Verfahren der außergerichtlichen Streitbeilegung bekannter zu machen.
Rechtsextremismus und Hasskriminalität: Ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Gesetz zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Hasskriminalität unverzüglich verfassungskonform ausgestalten“ (19/22888) wurde zur federführenden Beratung an den Rechtsausschuss überwiesen. Die Fraktion bezieht sich auf das vom Bundestag am 18. Juni 2020 beschlossene Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität und weist darauf hin, dass dieses Gesetz aus ihrer Sicht im Strafrecht über das Ziel hinaus- oder am Ziel vorbeischießt. Sie verlangt Änderungen, die sie bereits im damaligen Gesetzgebungsverfahren (19/20163) eingebracht hatte.
Wirtschaft
Vision für Deutschland: Ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Vielfältig, offen, gerecht – Eine gemeinsame Geschichte und Vision für Deutschland 30 Jahren nach der Wiedervereinigung“ (19/22890) wird federführend im Ausschuss für Wirtschaft und Energie beraten. Die Regierung wird aufgefordert, die Vielfalt in der deutschen Gesellschaft in Führungs- und Entscheidungsgremien adäquat abzubilden. Regionale Vertreterinnen sollten angemessen in Entscheidungs- und Beteiligungsgremien berücksichtigt werden und Menschen mit Migrationsgeschichte mindestens gemäß ihrem gesellschaftlichen Anteil repräsentiert sein.
Landwirtschaft
Jagd: Die AfD fordert in einem Antrag, kein pauschales Verbot bestimmter Munitionsarten einzuführen (19/22924). Demnach sollen Spielräume zur weiteren Verwendung rechtzeitig geschaffen sowie die Freiwilligkeit und Eigenverantwortung gestärkt werden. Ein generelles und gebietsunabhängiges Verbot von Blei in Munition lehnt die Fraktion ab. Die Vorlage wird federführend im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft beraten. Die AfD hatte die Federführung beim Ausschuss für Inneres und Heimat verlangt, konnte sich damit aber gegen die Mehrheit der übrigen Fraktionen nicht durchsetzen.
(eis/vom/ste/01.10.2020)