Philipp Amthor: Im Bundestag gibt es keine Erstsemesterwoche
Er ist der Shootingstar der Christdemokraten im Deutschen Bundestag. Philipp Amthor ist 26 Jahre jung und seit 2017 Bundestagsabgeordneter. Der Jurist stammt aus Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern und wurde einer breiten Öffentlichkeit im Februar 2018 bekannt. Da trat der „Neuling“ im Plenarsaal ans Rednerpult und hielt die Gegenrede zum Antrag der AfD-Fraktion zum Burka-Verbot. Mehr als 1,7 Millionen Mal wurde die Rede auf Youtube angeklickt.
„Da können Sie noch etwas lernen“
Amthor hob an und sprach in Richtung der Abgeordneten der AfD-Fraktion: „Hören Sie mir mal zu, da können Sie noch etwas lernen über die Verfassung.“ Es folgte ein juristischer Exkurs, und Amthor wirkte, als hätte er bereits jahrelange Erfahrung am Rednerpult.
Amthor beherrscht die Kunst der Rhetorik, und vielleicht ist er das begabteste Politiktalent der CDU seit Jahren. In der CDU/CSU-Fraktion wussten die Abgeordneten seit dieser Rede, dass dieser junge Kollege in der CDU eine Zukunft haben wird.
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“
Philipp Amthor trat bereits im Alter von 16 Jahren in die CDU ein und sagt: „Ich verstehe die Verwunderung nicht, die es immer wieder darüber gibt. Es sollte in funktionierenden Parteien der Normalfall sein, dass Jüngere eintreten. Bei mir war es so, und ich halte es immer mit Erich Kästner: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“
Der junge Mann aus Mecklenburg-Vorpommern ist nicht mit dem Vorsatz in die CDU eingetreten, Karriere als Berufspolitiker zu machen. Vielmehr trieb ihn die Überzeugung in die Politik und der Wunsch, Inhalte mitzugestalten. „Mein Berufswunsch stand schon sehr früh fest. Ich wollte immer Jurist werden, aber ich habe mich am Gymnasium auch immer für Politik interessiert. Das eine schloss das andere nicht aus“, sagt Amthor.
Mitgründer des parteiinternen „Konservativen Kreises“
Sein Weg schien vorbestimmt. Schülersprecher, Landesschülersprecher, Junge Union, Landesvorstand, Studium der Rechtswissenschaften, Examen mit Prädikat. Brüche und Auszeiten scheinen ihm fremd zu sein, Scheitern ist in seinem Leben nicht vorgesehen. Philipp Amthor ist Mitgründer des parteiinternen „Konservativen Kreises“ und schaffte 2017 per Direktmandat den Einzug in den Bundestag.
Neben seiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter promoviert er und ist für eine Wirtschaftskanzlei tätig. Klingt wie ein Leben auf der Überholspur, aber Amthor relativiert: „Ich bin 26 Jahre alt. Andere in meinem Alter gehen neben ihrer Arbeit einem zeitaufwendigen Hobby nach oder haben schon eine eigene Familie, die haben auch viel um die Ohren.“
„Bundestagsabgeordneter ist ein Amt auf Zeit“
Dass er sich mit dem Bundestagsmandat auf lange Sicht für die Berufspolitik entschieden hat, sieht Amthor nicht in Stein gemeißelt. Er kann sich durchaus vorstellen, nach zwei Wahlperioden wieder als Jurist zu arbeiten.
„Die Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter ist ein Amt auf Zeit. Ich denke, juristisches Fachwissen und eine solide Expertise vorweisen zu können, ist für einen Politiker von großem Vorteil. Aber ich bin noch jung und kann heute nicht wissen, wie ich mich in zehn Jahren entscheiden werde. Die Erfahrungen, die ich als Bundestagsabgeordneter sammeln kann, sind für mich von großem Wert ,und ich bin dankbar für die Chance, die ich bekomme.“
Innenpolitik und innere Sicherheit als Kernthemen
Philipp Amthor ist strukturiert, verfolgt klare Ziele und verliert seine Themen nie aus dem Blick. Das Thema innere Sicherheit ist ihm ein Herzensanliegen. „Ich habe mich für Innenpolitik nicht erst interessiert, seit sie 2015 immer mehr in den politischen Fokus rückte. Für den Bundestag kandidierte ich 2017, weil ich gespürt habe, dass viele Leute in Ostdeutschland die AfD nicht aus inhaltlicher Überzeugung gewählt haben und auch nicht, weil sie der Partei zutrauten, Probleme besser lösen zu können. Nein, es war oft die Enttäuschung über die etablierten Parteien, und das wollte und will ich ändern.“
Amthors Ziel im Bundestag: Inhaltlich klar in den eigenen Überzeugungen zu sein und die Argumentationsschwächen der anderen Parteien aufzuzeigen. Er ist davon überzeugt, dass die Menschen diese Art der parlamentarischen Auseinandersetzung erwarten. Philipp Amthor hat sich in den vergangenen zwei Jahren Respekt verschafft und gezeigt, dass er die an ihn gestellten Erwartungen erfüllen kann. Zur Halbzeit im Parlament wird er nicht mehr als 26-jähriger CDU-Neuling bezeichnet, sondern als CDU-Innenpolitiker Philipp Amthor.
„Eine Schonfrist ist nicht vorgesehen“
Gefragt, ob sich seine Vorstellungen von der Arbeit im Parlament erfüllt haben und ob er zur Halbzeit schon eine erste Bilanz ziehen kann, antwortet Amthor: „Ich wurde anfangs öfter gefragt, wie das so sei, als junger Abgeordneter. Ob ich mich schon eingewöhnt hätte. Meine Antwort war immer: Im Bundestag gibt es keine Erstsemesterwoche, wo einem alles erklärt wird. Eine Schonfrist ist nicht vorgesehen. Wer ins Parlament gewählt wird, von dem wird erwartet, dass er seinen Job macht. Das heißt aber nicht, dass sich nicht jeder neue Abgeordnete viele Dinge und Abläufe neu erschließen muss.“
Besonders ungern erinnert sich Amthor an die lange andauernde und zähe Regierungsbildung nach der Bundestagswahl. Diese Zeit hat Philipp Amthor genutzt, um sich in die Strukturen einzuarbeiten und sich, wie er sagt, zu positionieren.
„Für eine bessere Ausstattung der Polizei“
Zwei Punkte waren Philipp Amthor von Beginn an wichtig: Erstens, das Thema „Vertrauen in den Rechtsstaat“ voranzubringen. „Was wir in der Migrationspolitik erreichen konnten, kann sich sehen lassen, und dass wir das Migrationspaket vor der Sommerpause noch finalisieren konnten, ist für mich persönlich ein wichtiger Erfolg“, sagt der Innenpolitiker.
Das Migrationspaket garantiert für ihn einerseits die notwendige und gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften und ermöglicht andererseits konsequentes staatliches Handeln bei der Durchsetzung der Ausreisepflicht gegen illegale Zuwanderer. Es sei das bislang größte Gesetzespaket zur Ordnung, Steuerung und Begrenzung von Migration. Aber auch die Themen starker Staat, mehr Personal und eine bessere Ausstattung der Polizei sind Amthor wichtig.
„Besonderheiten des Wahlkreises thematisieren“
Zweitens geht es ihm darum, die Besonderheiten seines Wahlkreises und den ländlichen Raum von Mecklenburg-Vorpommern im Parlament zu thematisieren. „Beide Punkte bekamen in der ersten Halbzeit der Legislatur einen guten Kurs, und da bleibe ich auch in der zweiten Halbzeit dran“, sagt Amthor.
Die Arbeit im Parlament ist für den Juristen Herausforderung und Freude zugleich. „Es fliegen einem in diesem Job die Brathähnchen nie von alleine in den Mund. Er ähnelt eher einem Langstreckenlauf“, sagt der CDU-Politiker und fügt hinzu: „Wenn ich in einer Sitzungswoche nach Mitternacht aus dem Büro komme und an der wehenden Deutschlandfahne des Reichstags vorbeigehe, entschädigt mich das für alle Mühen.“ (bsl/12.08.2019)