Enquete-Kommission Berufliche Bildung

Enquete-Kommission zur beruf­lichen Bildung eingesetzt

Der Bundestag hat eine Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Welt“ eingesetzt. Den entsprechenden gemeinsamen Antrag der Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Die Linke (19/2979) nahm der Bundestag am Donnerstag, 28. Juni 2018, ohne Gegenstimmen an, die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen enthielt sich der Stimme.  

Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt

Die Enquete-Kommission soll untersuchen, wo und auf welche Weise die berufliche Bildung an die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt angepasst werden muss und inwieweit die Stärken des Systems dabei weiter ausgebaut und mögliche Zugangshürden abgebaut werden können. Besonders berücksichtigt werden sollen die Sicherung des Fachkräftebedarfs, niedrigschwellige und diskriminierungsfreie Zugänge zu Bildungs- und Qualifizierungsangeboten sowie Aufgaben wie pflegerische, pädagogische und Sorgetätigkeiten. Das Gremium soll eine Strategie für die Weiterentwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung formulieren und aufzeigen, wie die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung in Zeiten des digitalen Wandels von Berufsbildern und Erwerbsbiografien gestärkt werden kann.

Der Kommission werden 19 Bundestagsabgeordnete und 19 Sachverständige angehören. Die Union entsendet sieben Mitglieder, die SPD vier und die AfD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen jeweils zwei. Die Sachverständigen sollen im Einvernehmen der Fraktionen benannt werden. Die Enquete-Kommission soll öffentlich tagen können, vor allem bei Anhörungen und Fachgesprächen. Nicht durchsetzen konnten sich die Grünen mit ihrer Forderung, dass die Kommission regelmäßig tagt und ihre Sitzungen im Internet live übertragen werden. Den entsprechenden Änderungsantrag (19/3031) lehnte der Bundestag mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen das Votum der AfD, der Linken und Grünen ab, die FDP enthielt sich der Stimme.

CDU/CSU: Berufliche Ausbildung stärken

Arnold Vaatz (CDU/CSU) verwies darauf, dass ungleich mehr junge Menschen ein Studium in Deutschland beginnen als eine berufliche Ausbildung. Während jährlich rund 750.000 Menschen in Deutschland geboren würden, strebten pro Jahr etwa 500.000 junge Menschen an die Universitäten. 

Umgekehrt klage das Handwerk über 15.000 unbesetzte Ausbildungsstellen. Die berufliche Ausbildung müsse gegenüber der akademischen deutlich gestärkt werden, forderte Vaatz. Die Enquete-Kommission könne eine Grundlage für die anstehenden politischen Entscheidungen bieten.

AfD: Duales Ausbildungssystem weiterentwickeln

Jörn König (AfD) forderte, dass die Kommission die Entwicklungen im Mittelstand in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Das duale Ausbildungssystem habe sich zwar bewährt, müsse aber weiterentwickelt werden. 

Die Bodenständigkeit des Handwerks müsse mit den Potenzialen der Digitalisierung gekoppelt werden. Darin liege eine große Chance, sagte König.

SPD: Berufswelt vor den größten Umbrüchen

Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) warnte, dass die Berufswelt vor den größten Umbrüchen seit Jahrzehnten stehe. So würden zukünftig ganze Berufe wegfallen, weil die Tätigkeiten von Maschinen und Computern übernommen werden. Nach Schätzungen könnten davon fünf Millionen Beschäftigte in Deutschland betroffen sein. 

Umgekehrt würden sich die Anforderungen in anderen Berufen deutlich verändern. Darauf müssten auch die Berufsschulen vorbereitet werden, sagte Lauterbach.

FDP: Akademisch Ausbildung nicht mehr bevorzugen

Dr. Jens Brandenburg (FDP) monierte, dass der Bund die akademische Ausbildung deutlich stärker unterstütze als die berufliche. So wolle die Bundesregierung 2,2 Milliarden in den Hochschulpakt investieren, für die berufliche Bildung stünde aber allenfalls ein Drittel dieses Betrages zur Verfügung.

Vergleichbare internationale Austauschprogramme wie für Studenten gebe es für Auszubildende nicht. Die Politik müsse diese Bevorzugung der akademischen Ausbildung beenden.

Linke: Leistung muss sich lohnen

Birke Bull-Bischoff (Die Linke) forderte, dass die Abhängigkeit von Ausbildung und sozialem Status entkoppelt wird.  Leistung müsse sich lohnen, nicht soziale oder kulturelle Herkunft. 

Berufliche Bildung sei wichtig für ein selbstbestimmtes Leben in Würde und umgekehrt brauche die Arbeitswelt gut qualifizierte Fachkräfte.

Grüne: Thema Weiterbildung wird vernachlässigt

Margit Stumpp (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte den Einsetzungsbeschluss als unzureichend. So werde das Thema Weiterbildung vernachlässigt. Eine Erstausbildung dauere etwa drei Jahre, ein Berufsleben aber rund 40 Jahre. Dieses ungleiche Verhältnis zeige, dass die berufliche Weiterbildung dringend weiterentwickelt werden müsse, argumentierte Stumpp. 

Zudem werde das Thema Geschlechtergerechtigkeit in den mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Berufen nicht genügend berücksichtigt. (aw/28.06.2018)

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