Kommunikation der Wissenschaft
Berlin: (hib/ROL) Die Weiterentwicklung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien war Thema eines Öffentlichen Fachgespräches mit dem Titel „Stand und Perspektiven der Wissenschaftskommunikation“, zu dem der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung in das Paul-Löbe-Haus in Berlin eingeladen hatte. Professor Antje Boetius, Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen und Vorsitzende des Lenkungsausschusses von Wissenschaft und Dialog, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, machte deutlich, dass die Wissenschaftskommunikation insgesamt gut dastehe. Dennoch werde es immer schwieriger, die Empfänger, also die Öffentlichkeit, zu erreichen. Die Wissenschaftskommunikation müsse als eine wesentliche und eigene Leistung neben Forschung und Lehre begriffen werden, da sie Schnittstelle zu unterschiedlichen Teilbereichen der Gesellschaft sei.
Thomas Korbun, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Sprecher des Ecological Research Network (Ecornet) forderte, wissenschaftsrelevante Forschung über große Problemlagen nicht nur am Ende des Forschungsergebnisses, sondern auch während des Prozesses zu kommunizieren und auch einen „Rückdialog“ zu gestalten.
Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, betonte, dass seit dem Start der PUSH-Initiative (Public Understanding of Science) vor 15 Jahren viel passiert sei. Während in Deutschland flächendeckende Formate gut verankert seien, die die Begeisterung für Wissenschaft bei unterschiedlichen Zielgruppen wecken sollen, gebe es aber dennoch neue Ansprüche von Transparenz und Partizipation, auf die die Wissenschaft reagieren müsse. Dabei nannte er unter anderem auch den Umgang mit kritischen Themen. Viele neue Forschungsfelder seien gesellschaftlich umstritten. Hier reiche es nicht länger aus, die vermeintliche „Stimme der Wissenschaft“ in die Gesellschaft zu tragen.
Professor Reinhold Leinfelder, Direktor des „Haus der Zukunft“, forderte neue Formen der Wissenskommunikation - vor allem dialogische Kommunikation komplexer, zukunftsrelevanter Themen - von Seiten des Bundes zu unterstützen.
Steffi Ober, Projektleiterin der Zivilgesellschaftlichen Plattform Forschungswende, Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW), stellte die Frage, wie es gelingen könnte, nicht nur Informationen zu senden, sondern Kommunikation so aufzubauen, dass sie auf Resonanz stößt, „die Widerspruch erzeugt, die Auseinandersetzung fördert, Gestaltungsräume öffnet“.
Die Vorsitzende des Bundesverbandes Hochschulkommunikation, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation der Universität Konstanz, Julia Wandt, machte deutlich, dass durch die Digitalisierung die Verantwortung in der Wissenschaftskommunikation stark gestiegen sei. Hingegen sei der dringend benötigte Wissenschaftsjournalismus als kritischer Beobachter schwächer geworden, was ein Problem sei.
Ähnlich argumentierte auch Jan-Martin Wiarda, Journalist für Bildung und Wissenschaft, der betonte, dass der Wissenschaftsjournalismus dringend unterstützt werden müsste. Ein Modell seien den Wissenschaftsjournalismus finanzierende Stiftungsmodelle, die aber staatsfern sein müssten, damit auch weiterhin ein kritischer Wissenschaftsjournalismus möglich sei.
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