Duale Karriere im Spitzensport
Berlin: (hib/HAU) Bei der Förderung der dualen Karriere im Spitzensport ist in den vergangenen Jahren vieles besser geworden und bleibt gleichzeitig einiges zu tun. Zu dieser Einschätzung gelangte der Athletensprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Christian Schreiber, am Mittwoch vor dem Sportausschuss. So gebe es inzwischen in sieben Bundesländern Kooperationen mit Hochschulen, wodurch es für Spitzenathleten leichter sei, einen Studienplatz dort zu erhalten, wo auch der Trainingsort ist. Allerdings gebe es solche Studienplatzgarantien nur für das Bachelor-Studium und nicht für weitergehende Studien, bemängelte Schreiber. Positiv bewertete der DOSB-Athletensprecher, dass es inzwischen eine Flexibilisierung bei der Ausbildung gebe und dass derzeit 37 Laufbahnberater existierten, die die Athleten bei Fragen der Ausbildungs-, Berufs- und Studienplanung helfen würden.
Christian Schreiber machte vor den Abgeordneten auch deutlich, warum die Möglichkeit einer Karriere neben und nach der sportlichen Karriere so wichtig sei. „Ein Sportler, der nach Olympischen Spielen seine aktive Karriere beenden möchte und eine Sicherheit darüber hat, wie es für ihn persönlich dann weitergeht, kann in einem eventuellen Olympia-Finale leistungsstärker sein, als ein Sportler, der vor einer ungewissen Zukunft steht“, sagte der ehemalige Ruder-Weltmeister. Keineswegs gehe es dabei um eine Besserstellung von Spitzensportlern bei Ausbildung oder Studium, stellte der Athletensprecher klar. Es sollten vielmehr Probleme, die sich aus der sportlichen Karriere ergeben, ausgeglichen werden.
Die Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstütze derzeit rund 3.800 Athleten in mehr als 50 Sportarten mit 10 bis 12 Millionen Euro pro Jahr und agiere als Bindeglied zwischen Sport und Wirtschaft, sagte Michael Ilgner, Vorstandvorsitzender der Deutschen Sporthilfe. Ilgner stellte die Initiative „Sprungbrett Zukunft - Sport und Karriere“ vor. Damit werde die deutsche Wirtschaft aufgerufen, Spitzensportler zu unterstützen, indem unter anderen durch ein bestimmtes Kennwort die Bewerbungen der Sportler garantiert beachtet werden, die Möglichkeit von Kurzzeit-Praktika geschaffen wird und Mentorenprogramme aufgelegt werden. „Das Ganze ist ein langfristiges Projekt, dessen Erfolg sich erst in ein paar Jahren zeigen wird, sagte Ilgner. Auch der Sporthilfe-Chef machte deutlich, dass es nicht um eine Bevorzugung von Sportlern gehe. „Sie sollen aber eine faire Chance bekommen“, sagte er.
Wie das konkret aussehen kann, erläuterte Christian Rummel, bei der Deutschen Bank für die Partnerschaft mit der Deutschen Sporthilfe verantwortlich. Komme beispielsweise eine Bewerbung für eine Stelle in der Deutschen Bank, wo der Bewerber angibt, 20 Semester studiert zu haben, sei dies oft ein Ausschlusskriterium. Finde sich jedoch das vereinbarte Kennwort in der Bewerbung, sei die Personalstelle gehalten, die Bewerbung über diese Hürde zu heben. „Das bedeutet natürlich nicht, dass diejenigen automatisch einen Job bekommen“, sagte Rummel. Die Deutsche Bank, so deren Vertreter weiter, stelle zudem auch seit 2012 ein Sportstipendium in Höhe von 300 Euro monatlich für 300 Sportler zur Verfügung. In diesem Jahr sei der Ausbau auf 400 Euro und 400 Athleten geplant.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) engagieren sich ebenfalls für die duale Karriere, wie DIHK-Vertreter Simon Grupe und Dirk Palige, Geschäftsführer beim ZDH, sagten. Für die Unternehmen sei dies nicht zuletzt angesichts des Fachkräftemangels interessant, sagte Grupe. Oft gebe es individuelle Absprachen zwischen Industrie- -und Handelskammern und Unternehmen bezüglich der Übernahmen von Spitzensportlern in Ausbildung oder Beschäftigung. ZDH-Geschäftsführer Palige sagte, die kleinbetrieblichen Strukturen vieler Handwerksbetriebe seien für die Ausbildung oftmals von Vorteil. Schwieriger sei es, Sportler nach deren Karriere in die Betriebe zu integrieren. „Je früher sich die Sportler für eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb entscheiden, umso besser für beide Seiten“, lautete daher sein Fazit.
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