Bericht zu Synthetischer Biologie
Berlin: (hib/ROL) Seit gut zehn Jahren werden mit dem Begriff „Synthetische Biologie“ (kurz Synbio) Forschungsvorhaben, Methoden und Verfahren zu einem „Umbau“ natürlicher Organismen bezeichnet, der weiter geht, als es bislang mithilfe der Gentechnik möglich war. Die Ansätze reichen bis hin zur Schaffung (kompletter) künstlicher „biologischer“ Systeme, schreibt das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) in seinem Abschlussbericht „Synthetische Biologie - die nächste Stufe der Bio- und Gentechnologie“, der vom Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung 2011 in Auftrag gegeben wurde und nun am Mittwochvormittag in Berlin von diesem zur Veröffentlichung abgenommen wurde. Die kurz- und mittelfristige Bedeutung wie auch das längerfristige Potenzial des sehr heterogenen Feldes würde innerhalb von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik unterschiedlich eingeschätzt, was auch an der nach wie vor fehlenden stringenten Definition liege. Insbesondere eine wissenschaftlich sinnvolle, auch für Laien leicht nachvollziehbare Abgrenzung gegenüber der Gentechnologie sei bislang nicht gelungen.
Die Untersuchung richtet sich neben naturwissenschaftlich-technologischen Aspekten insbesondere auf Fragen der Ethik, der Sicherheit (Biosafety und Biosecurity), des geistigen Eigentums, der Regulierung (bzw. Governance), der öffentlichen Wahrnehmung sowie einer adäquaten und frühzeitigen Chancen- und Risikokommunikation.
Viele Forschungs- und Entwicklungsansätze der Synbio würden sich auf die Nutzung nachwachsender anstelle fossiler Rohstoffe in der Chemie- und Energieproduktion und damit auf Kernbereiche einer zukünftigen „Bioökonomie“ richten. Hinzu kämen vielfältige Ansätze in der Medizin sowie der Umweltsensorik und -sanierung. Das Ziel sei jeweils, mithilfe der Synbio einige den biologischen Prozessen innewohnenden Begrenzungen zu überwinden beziehungsweise zumindest auszudehnen.
In der Summe könne bilanziert werden, dass der Entwicklungs- und Anwendungsstand der Synbio noch nicht sehr weit fortgeschritten sei und eine zukünftige Überlegenheit und ökonomische Durchsetzungsfähigkeit von Synbio-Ansätzen nicht ernsthaft abgeschätzt werden könne. Ob (mehr oder weniger komplett) künstliche Organismen beziehungsweise „bioartige“ Systeme jemals eine große Bedeutung für effiziente, zuverlässige und sichere „biobasierte“ Produktion erlangen, sei nicht absehbar.
Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) berät das Parlament und seine Ausschüsse seit 1990 in Fragen des technischen und gesellschaftlichen Wandels. Das TAB ist eine organisatorische Einheit des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) im Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Hierbei kooperiert es seit September 2013 mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, dem IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung sowie der VDI/VDE Innovation + Technik.
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