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Parlament

Gedenken an den Kriegsbeginn 1939

Der polnische Staatspräsident Bronisław Komorowski spricht im Deutschen Bundestag.

Der polnische Staatspräsident Bronisław Komorowski spricht im Deutschen Bundestag. (© Polnisches Präsidialamt)

Der Deutsche Bundestag gedenkt des Beginns des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939. Aus Anlass des 75. Jahrestages spricht der polnische Staatspräsident Bronisław Komorowski als Gastredner am Mittwoch, 10. September 2014, vor dem Parlament. Die Gedenkstunde beginnt um 9 Uhr, die Begrüßungsansprache hält Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert. Zum Schluss erklingt die Europahymne.

Die Feierstunde wird ab 9 Uhr live im Internet auf www.bundestag.de, im Parlamentsfernsehen und auf mobilen Endgeräten übertragen. Die Live-Übertragung kann wahlweise in deutscher oder polnischer Sprache verfolgt werden.

Vom Solidarność-Aktivisten zum Sejm-Marschall

Im März war der Ältestenrat Lammerts Vorschlag gefolgt, Komorowski als Gastredner einzuladen. Der 62-jährige Komorowski entstammt einer Adelsfamilie, die im Zweiten Weltkrieg ihr gesamtes Eigentum verlor und zwangsweise nach Niederschlesien umgesiedelt wurde. Schon früh in Opposition zum kommunistischen Regime, schloss sich Komorowski der 1980 von Lech Wałęsa gegründeten Gewerkschaft „Solidarność“ an. 1989 wurde er auf der Liste der Solidarność in das polnische Parlament, den Sejm, gewählt.

Komorowski war Regierungsdirektor in der ersten nichtkommunistischen Regierung Polens unter Premierminister Tadeusz Mazowiecki. In den neunziger Jahren war er unter anderem stellvertretender Verteidigungsminister und Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Sejm. Als Mitglied der liberal-konservativen Bürgerplattform war er von 2001 bis 2005 außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. 2005 wurde Komorowski Vizepräsident und zwei Jahre später Marschall (Präsident) des Sejm.

Einsatz für die deutsch-polnische Aussöhnung

In diesem Amt engagierte sich Komorowski für die deutsch-polnische Aussöhnung, wobei es zu regelmäßigen Begegnungen mit seinem deutschen Amtskollegen Norbert Lammert kam. Nach dem Tod von Staatspräsident Lech Kaczyński im April 2010 durch einen Flugzeugabsturz im westrussischen Smolensk übernahm Komorowski als Parlamentspräsident die Amtgeschäfte des Staatspräsidenten. Im Sommer 2010 schließlich wurde Komorowski selbst in das Amt des Staatspräsidenten gewählt.

Lammert und Komorowski eröffneten am 26. Mai 2009 die Ausstellung „Friedliche Revolution – Weg zur Freiheit: 20. Jahrestag der Wende in Polen“ im Paul-Löbe-Haus des Bundestages in Berlin. In Essen vereinbarten die beiden mit dem damaligen französischen Parlamentspräsidenten Bernard Accoyer am 29. Mai 2010, sich künftig regelmäßig zu treffen, um ein Forum für einen kontinuierlichen und intensiven Meinungsaustausch über die Entwicklung der Europäischen Union und den Beitrag der Parlamente zu schaffen.

Gedenktafel am Reichstagsgebäude

Sechsmal besuchte Komorowski in seiner dreijährigen Amtszeit als Sejm-Marschall Deutschland. Am 3. September 2010, Komorowski war bereits Staatspräsident, verliehen er und Lammert in Berlin zehn Deutschen die Dankbarkeitsmedaille des Europäischen Zentrums der Solidarität in Danzig. Im Anschluss gingen die Preisträger mit Komorowski und Lammert zu dem Mauerrest der Danziger Lenin-Werft – ein Geschenk des polnischen Sejm an den Bundestag.

Zur Erinnerung an die ersten streikenden Arbeiter der Danziger Lenin-Werft Anfang der achtziger Jahre. Er steht der Mauerrest seither an der Nordostecke des Reichstagsgebäudes. An der dortigen Solidarność-Gedenktafel legten Komorowski, Bundespräsident Christian Wulff und Bundestagsvizepräsident Dr. h.c. Wolfgang Thierse am 17. Juni 2011 Blumen nieder. (vom/eis/01.09.2014)